03 Jangled Nerves 2015

21. Juli Vor Ort & hinter den Kulissen: Jangled Nerves
Unser neues Wohnzimmer

Leuchtende Augen schon beim ersten Bild der Präsentation – zumindest bei denen, die zur Ruhr 2010 die Zeche Zollverein in Essen kennengelernt haben. Nicht mehr neu, aber für mich immer noch eines der ganz besonderen Industrie-Museen in Deutschland. Ein guter Anfang!

Doch zurück nach Stuttgart. Wir, zwölf Mitglieder des Stadtmuseums-Freundeskreises (siehe Bild 2), sind am 21. Juli der Einladung in die Design-Werkstatt von Jangled Nerves in Bad Cannstatt gefolgt. Jangled Nerves konzeptionieren und setzen das Ausstellungskonzept des künftigen Stadtmuseums Stuttgart um. Damit wir einen Eindruck von den Ausstellungsgestaltern erhalten, zeigte uns Geschäftsführer Ingo Zirngibl (siehe Bild 3) einige seiner bisherigen Leuchtturmprojekte: besagte Zeche Zollverein, Gedenkstätte Hohenschönhausen, VW Autowerk, Porsche Museum, verschiedene Mercedes-Benz-Projekte.

Danach kamen wir zum – hoffentlich – nächsten Leuchtturmprojekt, diesmal in Stuttgart, das Stadtmuseum im Wilhelmspalais. Das Stadtmuseum soll das neue Wohnzimmer der Stuttgarter werden, ein offenes Haus – wahrlich eine schöne Vorstellung! Ein Museum, das nicht mit einem einmaligen Besuch „abgevespert“ ist, sondern sich stetig verändert. So können wir Stuttgarter das Stadtmuseum nicht nur selbst, sondern auch mit unseren auswärtigen Besuchern immer wieder neu entdecken. Apropos: Es muss nicht betont werden, dass es hier keine staubigen Vitrinen mit Kehrwochenutensilien geben wird…

Kurz gesagt, besteht das künftige Stadtmuseum aus vier frei zugänglichen Stockwerken. Das Stadtlabor für Kinder und Jugendliche im Untergeschoss. Das Erdgeschoss mit Foyer, Lichtinstallation, Veranstaltungssaal und Museumsshop. Das erste Obergeschoss mit der ständigen Ausstellung, interaktivem Stadtmodell (siehe Bild 4) und Balkon-Café mit tollem Blick über die Stadt. Außerdem das zweite Obergeschoss mit 500 Quadratmetern für Sonderausstellungen.

Zu erzählen, was das Haus alles bieten wird, wäre eine längere Geschichte. Deshalb hier nur einige Highlights, auf die ich mich besonders freue: Die Lichtinstallation „Laterna Magica“ (siehe Bild 5). In der Dauerausstellung die Frage „Wie wird man eigentlich Stuttgarter?“, die „Stadtgespräche“ mit Original-Tonaufnahmen, das Mikrokino „Stuttgart mi amor“. Dort auch die „Physis der Stadt“, mit kleinen Modellen von Gebäuden, die man aus dem Regal nimmt und auf einen Medientisch stellt, der dann Infos, Bilder und Geschichten dazu anzeigt (siehe Bild 6). Selbstverständlich gehört dazu auch das interaktive Stadtmodell mit Augmented-Reality-Technik, welches die Stadt von 250.000 v. C. bis 2.000 n. C. zeigt, „mit Mammuts und Römern“, wie Ingo Zirngibl meinte.

Gestaunt haben wir darüber, wie sehr bei den Machern, dem Planungsstab rund um Dr. Anja Dauschek und Jangled Nerves, um die Inhalte und ihre Darstellung hart diskutiert wird. So sagte Anja Dauschek, dass sie allein sieben Stunden darum gerungen haben, die (nur!) je 30 Objekte für den Ausstellungsbereich „Physis der Stadt“ und „Geister der Stadt“ auszuwählen – der Schmerz ist ihr am Gesicht abzulesen, als sie dies sagt…

Wie geht’s weiter? Das Inhaltsteam des Planungsstabs von Anja Dauschek definiert die Ausstellungsobjekte und die Geschichten, die diese erzählen werden. Jangled Nerves entwickelt aus dem Vorentwurf dann die Entwurfsplanung, quasi die Gestaltung um die Exponate herum. Die tatsächliche Bauzeit für die Ausstellung soll übrigens nur sechs Monate dauern, da waren wir Zuhörer dann wirklich bass erstaunt!

Obwohl einige vom Freundeskreis nun bereits mehrfach (Mitgliederversammlung, Baustellenführung, Jangled Nerves) einen Einblick in die Museumplanung nehmen durften – es ist jedes Mal wieder spannend, da sich die Pläne weiterentwickeln, neue Ideen entstehen oder sich konkretisieren. (siehe Bild 7).

Es bleibt also spannend! Möchten Sie künftig auch dabei sein?

Daniela Birnbaum, Mitglied des Freundeskreises