05 Plieningen – neues Heimatmuseum 2015

15. September 2015 Plieningen – neues Heimatmuseum
Das Plieninger Dornröschen

Als Dr. Anja Dauschek die Bestände des früheren Plieninger Heimatmuseums im Alten Rathaus zum ersten Mal sah, wusste sie sofort: „Hier wartet ein Dornröschen darauf, wachgeküsst zu werden!“

Das frühere Heimatmuseum war von 1974 bis 2009 im Alten Rathaus beheimatet und bestand hauptsächlich aus privaten Sammlungen von drei engagierten Plieninger Bürgern. Mit der Sanierung des Alten Rathauses im Jahr 2009 mussten die Bestände vorerst eingelagert werden.

Die „Erweckung“ aus dem Dörnröschenschlaf begann 2012, als das Stadtmuseumsteam gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe aus Plieningern und Birkachern ein neues Museumskonzept entwickelte. Für den neuen Standort in der Zehntscheuer – Ex-Farrenstall, Ex-Feuerwehrhaus – kämpften viele dieser Ehrenamtlichen. Einige sind bis heute in der Arbeitsgruppe aktiv und beteiligen sich bei der Planung von Sonderausstellungen.

Da die Stadt im Jahr 2007 die Verantwortung für das Museum und die Sammlung übernommen hatte, war bei der Sichtung der Bestände erst einmal Bürokratie angesagt. Die Eigentumsverhältnisse gingen aus den Inventarlisten nicht eindeutig hervor: Waren die Exponate geschenkt, geliehen oder werden sie womöglich zurückgefordert? Nach einem Aufruf an die vermerkten „Spender“ war das Team erstmal 14 Tage damit beschäftigt, die vielen Rückmeldungen oder Rücknahmen der Plieninger zu organisieren. Manch kuriose Geschichte kam dabei zu Tage…

Das Gestaltungskonzept mit der blauen Raum-im-Raum-Lösung fand bei der Planungsgruppe spontanen Beifall. Blau ist die Farbe von Plieningen mit seinen drei blauen Röschen im Wappen. Schon die Farbgestaltung des Museums wirkt sehr frisch und lebendig. Um die Geschichte der Bezirke Plieningen und Birkach zu erzählen, wurden sechs charakteristische Themen herausgegriffen und jeweils in einem Raum inszeniert: Felder, Werkstatt, Rathaus, Wirtshaus, Küche und Hochhaus.

Auf den „Feldern“ und in der Scheune wird etwa der ab 1873 in ganz Süddeutschland verbreitete „Hohenheimer Pflug“ (Bild 1) gezeigt. Zu erwähnen sind hier auch die grandios täuschend echt nachgebildeten Spitzkrautköpfe (Bild 2), die der Stuckateur Herre auf eigene Faust für das Museum entwickelte! Interessant ist, dass die Fildergemeinschaft Deutschlands älteste noch existierende Umweltschutzgemeinschaft ist.

In der „Werkstatt“ wird das harte Arbeitsleben der Handwerker beispielhaft an der Kappenmacherei Schad gezeigt (Bild 3). In den Dörfern war auch das Webereihandwerk weit verbreitet, das Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts niederging. Wenig bekannt ist, dass zwischen 1815 und 1870 über ein Fünftel der württembergischen Bevölkerung aus Armutsgründen emigrierte, die meisten nach Nordamerika. So ging es auch einem Zweig der Familie Schepperle, die wegen ihrer Armut von der Gemeinde zwangsausgesiedelt wurde (!), die Familie lebt heute noch in Ohio.

Im „Wirtshaus“ erzählen Vereinsfahnen und die Einkerbungen in einem Originaltisch (Bild 4) ihre eigene Geschichte. Mit den vielen Studenten in Hohenheim gab es hier auch entsprechend viele Wirtshäuser.

Im Raum „Hochhaus“ werden mit Bildern und Karten „Hannibal“ & Co. vorgestellt. Der Asemwald mit seinen heutigen drei Hochhäusern war zur Bauzeit 1968 das größte Hochhausprojekt in Deutschland.

Die Räume „Küche“ und „Rathaus“ bieten ebenfalls viele Entdeckungen… Das „Schaudepot“ (Bild 5, mit Mitgliedern des Freundeskreises), der Raum, der vom Mönchhof aus durch eine Glaswand einsehbar ist, konnte durch Spenden, u.a. des Freundeskreises, verwirklicht werden.

Seit seiner Eröffnung im Mai 2015 hat das Museum wöchentlich etwa 40 bis 50 Besucher. Für Gruppen und Schulklassen werden auf Anfrage auch Führungen außerhalb der Öffnungszeiten angeboten.

Haben Sie Lust, bei unseren unterhaltsamen Hinter-den-Kulissen-Veranstaltungen dabei zu sein? Wir freuen uns auf neue Mitglieder im Freundeskreis.

Daniela Birnbaum, Mitglied des Freundeskreises