09 Das neue Stadtmuseum Bad Cannstatt 2016

25. Oktober 2016 Das neue Stadtmuseum Bad Cannstatt

Die Stadtmuseumsfreunde genossen im Oktober das Privileg, noch vor der Eröffnung die neu eingerichtete Ausstellung im 1. OG des Stadtmuseums Bad Cannstatt besichtigen zu dürfen. Da die Ausstellung erst am 6. Dezember eröffnet wird, war der Ausstellungsaufbau noch in vollem Gange (Bild 1).

Die einstündige Führung startete mit einer Info der Vorsitzenden, Bettina Klett, zum aktuellen Stand der Stellenausschreibung für die Nachfolge von Dr. Anja Dauschek, welche Stuttgart zum Jahresende 2016 gen Hamburg verlässt.

Dr. Manfred Schmid, der unter anderen die Sammlung in Cannstatt verantwortet, stellte gleich eine weit verbreitete Mär richtig: Zum Zeitpunkt der Vereinigung mit Stuttgart im Jahr 1905 sei Cannstatt finanziell „am Ende“ gewesen und konnte sehr vom Zusammenschluss profitieren…

Cannstatt wurde in einem Zitat seinerzeit beschrieben als „…liegt reizend in einer der schönsten und fruchtbarsten Gegenden im Herzen Württembergs…“ – wer hätte das heute vermutet? Im EG des Museums ist u.a. ein Diorama von Cannstatt in der Römerzeit zu sehen (Bild 2).

Das Museum ist in Themenbereiche gegliedert, die alle Bad Cannstatt „ausmachen“: Kannenstadt, Neckarstadt, Literaturstadt, Mineralwasserstadt, Oberamtsstadt, Garnisonsstadt, jüdisches Cannstatt, Cannstatter Wasen, Mobilität, Fasnet… Zu jedem dieser typischen Cannstatter Themen gibt es beispielhafte Exponate, die in ihren Vitrinen zu schweben scheinen!

Einer der bekanntesten Cannstatter Literaten ist sicherlich Thaddäus Troll, dessen Eltern dort ein Seifengeschäft führten. Troll schrieb mehrfach über die Hochwasser in der Cannstatter Innenstadt, das mitunter brusthoch reichte. Seine Originalschreibmaschine und die Lesebrille finden sich im Museum (Bild 3). Dr. Schmid hielt uns einige Bonmots bereit: Der Schriftsteller Wilhelm Raabe konnte sich in seiner Stuttgarter Zeit wenig für Bad Cannstatt begeistern. Eine Cannstatter Autorin brachte 1910 zum Ausdruck, dass Autos nicht auf Dauer von Damen bedient werden sollten und das Fahren von Motorrädern verbiete sich für sie ohnehin… Dr. Schmid erinnert an den heute vergessenen großen Dichter Ferdinand Freiligrath, der bis ins 20. Jahrhundert einen regelrechten Freiligrath-Tourismus in Cannstatt auslöste.

Anja Dauschek lobte das Ergebnis des Gestaltungsbüros, welches bereits das Heimatmuseum Plieningen so innovativ gestaltete. Die Herausforderung im denkmalgeschützten Bau sei gewesen, einen Ausstellungsaufbau zu entwickeln, der die Bausubstanz nicht verändere. Zugleich sollte die Ausstellung, die mit kleinstem Raum auskommen muss, trotzdem für Schulklassen zugänglich gemacht werden können. Sie erklärte, dass für Ausstellungsvitrinen ganz spezielle Anforderungen nötig seien, was die Oberflächenbeschaffenheit, Feuchtigkeit, Ausdünstung etc. angeht. So nähmen die Exponate auch auf Dauer keinen Schaden. Sie freute sich, dass verschiedene Vereine in Cannstatt die Ausstellung unterstützen und auch eine Förderung durch das Literaturmuseum Marbach möglich war (Bild 4 + 5).

Man kann es nicht anders sagen: Liebevoll sind Herr Volz und Frau Knecht derzeit dabei, jedes Objekt zu montieren und in den Vitrinen zum Schweben zu bringen, ohne die Stücke bei der komplizierten Montage zu beschädigen (Bild 6). Herr Volz ist ursprünglich Bildender Künstler, Frau Knecht ist Restauratorin und hat unterschiedlichste Ausstellungen aufbereitet. Beide waren beim Aufbau der aktuellen Landesausstellung „Schwaben“ im Alten Schloss tätig.

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Daniela Birnbaum, Mitglied des Freundeskreises